18. September 2012

Aktueller als das Sportstudio: ZDF nutzt Googles Hangout zur Sendungskritik

Auf Einladung des ZDF durfte ich bei der öffentlichen Sendungskritik zum Aktuellen Sportstudio via Hangout mitmischen. Hier meine Einschätzung, welchen Einsatzmöglichkeiten ein solches Format den Weg weisen könnte oder kurz: meine Kritik zur Sendungskritik

Innerhalb weniger Wochen befasse ich mich nun bereits zum dritten Mal mit Googles Hangout in einem Blogbeitrag. Wer das als Gradmesser für die Nachhaltigkeit des neuen Features werten möchte, darf das gern tun. War ich zu Beginn des Google Plus Netzwerks noch vergleichsweise skeptisch was die Sinnhaftigkeit angeht, bin ich mir inzwischen sicher, dass mit dem Hangout eine echte Killer App an den Start gegangen ist. Das beweisen die unterschiedlichen Einsatzszenarien und -möglichkeiten, die dem Nutzer genügend Gestaltungsmöglichkeiten lassen. Auf diese Weise wird es meiner Meinung nach in wenigen Wochen extrem populär werden. Dafür werden nicht zuletzt auch die großen Medienhäuser sorgen. Wie sich der Hangout sendungsbezogen sehr zielführend einsetzen lässt, hat gerade erst das ZDF mit seiner Sendungskritik zum Aktuellen Sportstudio bewiesen.

Bereits im Frühjahr gab es einen ersten Testlauf, an dem unter anderem auch der bekennende BVB-Fan Jens Matheuszik (Pottblog.de) teilgenommen hat. Im April bot der Google Hangout allerdings noch nicht den aktuellen Funktionsumfang, der die Möglichkeiten noch einmal spürbar erweitert. Für den Hangout am Samstag hat die Redaktion des Sportstudios mit Malte Dudd (@Bolzplatzheld), Konstantin Winkler (@konni), Alex Feuerherdt (@LizasWelt), Tim Röhn (@Tim_Roehn), Klaas Reese (@sportkultur), Max Bernhard (@maxbernhard) Blogger, Mikroblogger und Social Media Manager mit nachgewiesener Fußballaffinität und -kompetenz zusammengetrommelt. Trotz meines Berufswunschs (Fußballkommentator) aus Kindertagen und fußballerischer Tätigkeit vorwiegend im Kreisligaspektrum, würde ich mich hierzu eher nicht zählen. Dennoch war ich am Samstag dabei, weil ich mich auf den Aufruf des ZDF, sich als „einfacher Zuschauer“ einzuklinken, mit einer offenbar passenden E-Mail gemeldet hatte. So durfte ich das machen, was die anderen 80 Millionen Bundestrainer in Deutschland auch mit großer Leidenschaft tun: Ich durfte sagen, wie ich es (besser) gemacht hätte.

Herausgekommen ist eine illustre und – wie ich als nicht neutraler Beobachter meine – unterhaltsame Runde, in der der Ablauf, die Inhalte und bisweilen Details der Sendung besprochen wurden. Im Gegensatz zur eigentlichen Sendung lief der Stream live im Netz und gab so allen Zuschauern die Möglichkeit, sich über Kommentare zu beteiligen. Dieser Part ist sicher noch ausbaufähig. Der Fokus lag eindeutig auf der Gesprächsrunde, die – wohl auch, weil es ein solch zusammengewürfelter Haufen war – noch keine lebhafte Diskussion aufkeimen ließ. Hierzu sei jedoch angemerkt, dass Teile der Runde ab der 36. Minute ohne ZDF-Beteiligung weiter diskutiert haben. Offenbar gibt es doch noch so etwas wie die „Schere im Kopf“, denn kaum war die Redaktion nicht mehr auf dem Screen, wurde es interaktiver und an manchen Stellen auch noch konkreter – etwa was den Sendeablauf anging. Für das ZDF nochmal zum Mitnehmen: Nach der Ankündigung des Bundesligablocks, wurde auch ein kurzer Beitrag zum Spiel des FC Valencia (dem nächsten Champions League Gegner des FC Bayern) in die Spielberichte aufgenommen. Wirklich verstanden hat das von den Beteiligten des Hangouts niemand.

Doch zurück zur Bewertung des Formats. Entgegen der bisherigen Praxis – „der Experte steht später noch im Chat zur Verfügung“ oder „schreiben Sie uns eine E-Mail“ – bietet das Hangout eine nahezu perfekte Möglichkeit, einzelne Sendungen ins Social Web zu verlängern. Ob als Sendungskritik, Diskussionsfortsetzung, Faktencheck oder als Verzahnung mit Live-Sendungen (man denke nur an die After-Show-Party von Wetten, dass…?) – die Einsatzmöglichkeiten sind weit gefächert. Das betrifft übrigens auch die Integration der Hangouts in Live-Formate. Sei es durch die Einbeziehung von Experten (wie es die Huffington Post macht) oder Zuschauern (wie ich es bisher noch nirgends gesehen habe). Aber: Wir befinden uns noch ganz am Anfang und im Experimentierstadium. Ich prognostiziere aber schon jetzt, dass der Interaktionsgrad von TV-Sendern über diesen Weg sichtbar zunehmen wird und wir in den nächsten Monaten und Jahren völlig neue Formate erleben werden, die durch Hangouts & Co erst möglich werden. Spannende Zeiten! Umso schöner, am Beginn dieser neuen Ära diese Chance erhalten zu haben. Danke , ZDF (im doppelten Sinn)!

Hinweis:
Am 27. September betreut mein Team ein weiteres Experiment, bei dem Hangouts wahrscheinlich ebenfalls eine tragende Rolle spielen werden. Gemeinsam mit stern.de und Bertelsmann suchen wir einen Social Media VIP Reporter, der Lust hat von der Promi-Party aus der Hauptstadtrepräsentanz live ins Web zu berichten. Geladen sind gut 600 Prominente aus TV, Film, Sport, Politik. Alles, was Rang und Namen hat, wird sich bei dieser Gelegenheit einfinden. Bertelsmann öffnet diese Veranstaltung, die bisher vor allem Fotoreporter an den Roten Teppich gelockt hat und für Hintergrundgespräche zur Verfügung stand, für das Social Web. Das Hangout bietet die Chance zum unmittelbaren Kontakt mit Promis aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Wer Lust hat, sich hierfür zu bewerben, kann das hier tun: http://vipreporter.tumblr.com.

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