6. Juni 2012

E-Recruiting: Zwischen Differenzierung und Disqualifizierung

Bewegtbild bietet gutes Differenzierungspotenzial – auch im Recruitingbereich. Die iBusiness hat sich umgehört, wo die Grenze zwischen Differnezierung und Disqualifizierung für potentielle Arbeitgeber verläuft – und ich habe es ihnen gesagt.

Die iBusiness hat sich umgehört, wie das E-Recruiting der Zukunft aussehen könnte. Dabei hat sie auch Wert auf meine Meinung gelegt. Ich glaube schon, dass Bewegtbild sehr gutes Differenzierungspotenzial liefert. Allerdings muss das Gesamtkonzept passen, denn letztlich ergibt sich für den YouTube-Filmegucker ein Gesamtbild aus allen Touchpoints zu Unternehmen im Social Web. Glaubwürdig ist hier nur der, dessen Erscheinungsbild nicht möglichst glatt ist, sondern aus einem Guss. Dabei sind Ecken und Kanten durchaus erwünscht.

Das optimale Szenrio ist natürlich, wenn Firmen ihre Kultur so gestalten, dass Mitarbeiter sich über ihren Arbeitgeber äußern – am besten aus freien Stücken, weil sie ihn gut finden. Da poppen dann schnell Themen wie „unternehmerische Verantwortung“ (neudeutsch: Corporate Social Responsibility oder kurz CSR), Mitarbeitervertrauen, Weitsicht und Partizipation auf. Letztlich also Themen, die in Bewerbungsgesprächen meist sehr schön verpackt werden. Die Hülle zeigt sich dann erst später, wenn man den eigenen Arbeitsplatz geentert hat. Das Social Web kann das überwinden helfen. Wie gesagt: Wenn die Unternehmenskultur das erlaubt.

Letztlich wandeln Arbeitgeber immer auf einem schmalen Grat zwischen Differenzierung und Disqualifizierung. Beispiele gefällig? Wo bekommen potentielle Bewerber wohl einen besseren Einblick, wie es in den Unternehmen so zugeht? Bei der authentischen Schilderung über eine versteckte Kamera, wie es die Kreativagentur Moccu vorgemacht hat?

Oder beim „BMW Praktikum Rap“, für den der Name per se schon aussagekräftig genug ist. Hier der sicher gut dotierte Versuch, BMW als „coolen“ Praktikumsgeber bei der Zielgruppe „junge Erwachsene“ zu etablieren.

Wer sich für die Meinung der Zielgruppe interessiert, dem empfehle ich einen Blick auf die Kommentare bei YouTube. Was nützen weit mehr als 100.000 Abrufe, wenn rund 80 Prozent das Video negativ beurteilen – ein unterirdischer Wert für YouTube nebenbei bemerkt. Offen gestanden frage ich mich, was BMW die aktuell 261 positiven Bewertungen wohl an Aufwand gekostet haben. Wie gesagt, es geht hier nur um Beispiele, die zeigen, welche Bandbreite solche Clips haben können. Und immerhin hat das BMW Video auch einen Preis ergattert: den „Silbernen Sellerie 2012“ – der Deutsche Webvideopreises in der nicht ganz ernst gemeinten Kategorie „Fail“.

(Disclosure: Moccu ist Kunde von pr://ip, mit dem Video haben wir aber nichts zu tun.)

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