9. Januar 2012

Wer Kollaboration will, muss auch Banales in Kauf nehmen

Wer immer noch glaubt, es reiche Kollaboration Par Ordre de Mufti zu verordnen, übersieht das „Social“ in Social Media und mag diesen Beitrag genau studieren.

„Here comes everybody“ – so lautete der Titel eines Bestellers von Clay Shirky, den ich anlässlich des DMMK 2009 persönlich kennengelernt habe. Was damit auch gemeint ist, verdeutlicht Shirky, der auch Neue Medien als Assistenzprofessor an der New York University unterrichtet, in einem Vortrag beim TEDx Cannes. Er beschreibt, wie wichtig es ist, auch Banales in Kauf zu nehmen (throwaway stuff), um am Ende echte Kollaboration zu ernten (serious stuff). Letztlich umschreibt er damit das Phänomen, nicht nur moderne Tools zur Kollaboration zur Verfügung zu haben, sondern Menschen auch zu motivieren, diese zu nutzen – und was genau dafür eigentlich notwendig ist (detailliert geht er in seinem neuen Buch „The Cognitiv Surplus“ darauf ein).

Steve Radick greift diesen Punkt in seinem Blog auf und skizziert die verschiedenen Stufen, die am Ende dazu führen, dass Menschen sich innerhalb einer Community kollaborativ an Projekten beteiligen, also selbst ihren Input liefern und einen Beitrag zu gemeinschaftlich erarbeiteten Produkten („crowdsourced products“) beisteuern. Ein Aspekt, der hierbei eine ganz wesentliche Rolle spielt und letztlich zum Erfolg solcher Unterfangen beiträgt, wird dabei ganz gern mal unterschlagen: Es sind vor allem scheinbar banale Inhalte, die die Hemmschwelle der Beteiligten herabsenken. Wer wissen möchte, wie kalt das Wasser ist, in das er springen soll, wird zunächst den Zeh hinein halten, um die Temperatur zu prüfen. Erst wenn ihm andere, die bereits im Wasser sind, ermuntern, wird er den Sprung wagen. Will sagen: Wer erste Resonanz auf seine Beiträge erhält, unabhängig wie „dumm“ oder trivial diese sind, wird Beziehungen in den Netzwerken aufbauen und sich trauen, auch substanzielle, Ernst gemeinte Beiträge zu liefern. Diese Stufen, die Radick als „State Of Play“ und „Above The Flow“ nennt, sind ganz entscheidend für das dauerhafte Engagement von einzelnen Mitgliedern einer Community.

Wer glaubt, es reiche Kollaborationsplattformen oder -dienste bereitzustellen und eine entsprechende Anleitung – versehen mit der Anweiseung, die neuen Möglichkeiten, doch bitte gefälligst zu nutzen, befndet sich auf dem Holzweg. Der Weg zum kollaborativen Erfolg führt über das Banale oder um es mit den Worten Clay Shirkys zu sagen: „Even with the sacred printing press, we got erotic novels 150 years before we got scientific journals.“

 

Posted via email from pr://ip’s posterous

 

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