19. Oktober 2011

Eigentor oder Kompetenznachweis? Kolle Rebbe und der Socialsitter

Es gibt Dinge, die braucht die Welt einfach nicht. Und doch gibt es sie. Jüngstes Beispiel: der Socialsitter, eine App, mit der man eine Vertretung für das eigene Facebookprofil engagiert. Würde hier nicht eine Kreativagentur für ihre Social Media Kompetenz werben, wäre das Ganze auch keine Erwähnung Wert.
In welchem Socialsitter findest Du Dich wieder?!

Es gibt Dinge, die braucht die Welt einfach nicht. Und doch gibt es sie. Jüngstes Beispiel: der Socialsitter, eine App, mit der man eine Vertretung für das eigene Facebookprofil engagiert. Wer hat’s erfunden? Kolle Rebbe, Kreativagentur aus Hamburg, die laut Selbstbeschreibung an den gesunden Menschenverstand glaubt. Nur: Warum haben Sie dann diese App entwickelt?

In der W&V ist zu lesen, dass sie hiermit ihre Kompetenz im Bereich Social Media (und wahrscheinlich App Entwicklung, für die sie mit Powerflasher zusammengearbeitet haben) nachweisen wollen. Sechs, setzen! Hier geht es einzig und allein, Nachrichten zu kreieren, um sich ins Gespräch zu bringen. Und bei der Gelegenheit lässt man so ganz nebenbei durchblicken, wie Ernst man in Hamburg Social Media (in diesem Fall Facebook) wirklich nimmt. Profile sind austauschbar, Inhalte beliebig und im Zweifel nicht so wichtig.

Ich verüble es Werbeagenturen ja gar nicht, dass sie mit kreativen Geschichten die Aufmerksamkeit – wenn auch nur für einen Moment – auf sich ziehen wollen. Aber meiner Meinung nach schimmert hier die alte Werberdenke durch: Mit lustigen Filmchen schnell viel Aufmerksamkeit generieren. Nur: Was bleibt denn bitte? War das Ganze tatsächlich so gemeint, dass wir uns nun den Socialsitter installieren sollen? Und dann: Wir geben fremden Leuten für zwei Wochen Zugriff auf unsere Profilseite? Wer soll das lustig finden, außer Menschen, die nicht wissen, was Facebook ist und von Social Media (also ernsthaftem Dialog zwischen Gleichgesinnten) nichts halten – außer Abstand?

Ok, ok, ich verstehe. Es war nur einfach Zeit da, mal etwas auszuprobieren (komisch nur, dass bei den Agenturen, mit denen ich zusammenarbeite im laufenden Betrieb keine Zeit ist für solche Späße). Die App ist also nicht Ernst gemeint, sondern nur eine nette Inszenierung. Sie war nur Mittel zum Zweck. Na dann. Ich sagte ja bereits: Da schimmert eine gehörige Portion alter Werberdenke durch. Für mich ist das ein echtes Eigentor!

Wer vorgibt Social Media wirklich verstanden zu haben, der sollte sich zum Ziel setzen, auch Selbstpromotion im Web so ernsthaft zu betreiben, dass da am Ende was Sinnvolles herauskommt. Ich wiederhole gerne das Contagious-Mantra: Be useful, relevant or at least entertaining. Best: All 3! Da das mit dem Humor nun mal so eine Sache ist, sollte man für Spaßbremsen wie mich wenigstens einen der beiden anderen Aspekte (zur Sicherheit noch mal: Relevanz oder Nützlichkeit) berücksichtigen.

 

Media_httpwwwwuvdevar_ligdb
via wuv.de

 

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