In den vergangenen Tagen habe ich mich ein wenig mit Yahoo! Pipes beschäftigt, einem RSS-Dienst, der die Bündelung verschiedener RSS-Feeds zu einem neuen, individuell angepassten Feed ermöglicht. Yahoo! Pipes ist auch an anderer Stelle bereits vorgestellt und rezensiert worden – hier nun meine Einschätzungen zu den Möglichkeiten und Grenzen des Dienstes sowie möglichen Alternativen.
Die Idee war, einen automatisierten Feed zu erstellen, der ohne viel eigenes Zutun die wichtigsten Nachrichten zu einem bestimmten Thema bündelt und an anderer Stelle im Web eingebunden werden kann. Dieses Prinzip ist nicht neu, gewinnt aber vor allem im Rahmen der immer populärer werdenden Newsroom-Konzepte zunehmend an Bedeutung.
Eine gute Nutzeroberfläche – aber wehe etwas läuft nicht rund
Für dieses Unterfangen macht der Mashup-Dienst von Yahoo! einen sehr guten ersten Eindruck: Ansprechendes Layout, kinderleichte Bedienung. Per Drag & Drop lassen sich einzelne Module in einen Editor ziehen und dort wunschgemäß arrangieren. Die Bandbreite reicht von verschiedenen Datenquellen (Feed und Site Feed sind hier nur zwei der Möglichkeiten) über individuell anpassbare Filter bis hin zu Zusatzmodulen, z.B. zum Ausschluss von Doppelmeldungen oder zur Begrenzung des finalen Outputs.
Die Videoeinführung ist anschaulich, aber recht allgemein gehalten (eine deutsche Version übrigens hier). Auch die Hilfeseiten sind nicht sehr gehaltvoll. Wenn die persönliche „Pipe“ nicht so läuft wie geplant steht man recht allein da. So konnte ich bisher auch nicht herausfinden, warum der Output bei Yahoo! Pipes selbst völlig andere Beiträge enthält als im Netvibes-Widget, oder warum sich der Feed dort nach einiger Zeit nicht mehr aktualisiert (mit diesem Problem stehe ich offensichtlich auch nicht allein da, siehe die Kommentare hier). Schade! Ein weiteres Manko: Sollte trotz Filter einmal ein Beitrag in den Feed gelangen, der dort nicht hingehört, bietet sich keine Möglichkeit zur nachträglichen, händischen Anpassung. Dies ist insbesondere ungünstig, wenn der Feed automatisiert in einen Webauftritt wie einen Newsroom eingebunden werden soll.
Alternative Google Reader – Personalisierung ja, Automatisierung nein
Genaue Kontrolle über den Feed-Output gewährt der Google Reader, allerdings kann man ihn hier ohne großen Zeitaufwand kaum pflegen. Das mag daran liegen, dass er nicht in erster Linie dazu dient, automatische Feeds zu generieren: Der Google Reader soll helfen, Nachrichten für den persönlichen Gebrauch zu strukturieren. Diese kann man dann bewerten und auch in RSS-Form weiterempfehlen – dazu muss man sie aber auch alle einzeln auswählen. Zu 100% steuerbar, aber nicht unbedingt praktikabel.
Yahoo! Pipes scheint so bis dato die beste Wette für das oben beschriebene Vorhaben zu sein. Allerdings gibt es Luft nach oben. Fraglich ist, wie wichtig Yahoo! selbst der Mashup-Dienst ist und ob Verbesserungen überhaupt noch erwartet werden dürfen. Auf der Yahoo! Startseite ist Pipes noch nicht einmal zu finden. Andererseits wird laut eigenen Angaben gerade auf eine neuere Engine umgeschaltet – also scheint man sich noch zu bemühen. Es wäre auch schade, wenn Yahoo! das Röhren-Potenzial nicht zu 100% ausnutzen würde.
Go, go, go!RSS
Neben den beiden Anbietern aus Übersee hat sich übrigens auch ein deutscher Anbieter – und ein Kunde von uns – dem Thema RSS-Mashups verschrieben: die infoMantis GmbH aus Osnabrück. Über ihr Portal go!RSS lassen sich künftig ebenfalls personalisierte RSS-Feeds erstellen. Noch wird an der Lösung gearbeitet. Die Einblicke ins Back End versprechen aber sowohl automatisierte Filterfunktionen als auch die Möglichkeit zur persönlichen Kontrolle über den Output.
Meine persönliche Einschätzung: Es ist gut möglich, dass go!RSS in Zukunft diejenigen Fragen beantworten wird, die die beiden großen Anbieter zurücklassen.