Jeder selbsternannte Internet Professional mit gefährlichem Halbwissen weiß inzwischen längst, wie wohlwollend Google & Co Links aus der Blogosphäre in ihrem Suchmaschinenalgorhythmus bewerten. Der Grund hierfür liegt in der scheinbaren Integrität und persönlichen Empathie der Blogosphere. Wie schlecht es darum bestellt ist, verdeutlicht der vermeintliche Skandal, den Meedia.de mit Hilfe von Sascha Pallenberg öffentlich gemacht hat.
Ein SEO-Anbieter (oder vielleicht noch andere?) hat sich offenbar massenhaft bei Bloggern eingekauft, sprich sie vertraglich verpflichtet, Links der Kunden zu platzieren, ohne dabei dem „Full Disclosure“ Prinzip Rechnung zu tragen. Kurz: Blogger, die eine gewisse Professionalität (und damit auch Unabhängigkeit) für sich beanspruchen, haben Schleichwerbung betrieben.Auch ich bin schon mehrfach angesprochen worden, ob ich nicht gegen Geld Links integrieren möchte. Dass die SEO-Szene in Sachen Backlinks umtriebig ist, ist ja nun auch wirklich nichts Neues. Die einfache Suche über Blogsuchmaschinen wie etwa Twingly fördert bei gängigen Begriffen zuhauf Treffer zu Tage, die einzig und allein den Zweck verfolgen, scheinbar neutrale Websites (häufig genug von SEO-Dienstleistern betrieben) mit Backlinks zu fluten. Die PR-Dienstleister kennen das Phänomen als „kostenlose PR-Portale“ – auch wenn es vielen von ihnen sicher immer noch nicht bewusst ist und sie sich darüber freuen, dass sie hier „Suchmaschinenrelevanz“ erzeugen können (lässt sich ja auch prima abrechnen mit dem Kunden). Naheliegend also den einen oder anderen Link gegen Geld bei mehr oder weniger prominenten, zumindest aber ordentlich frequentierten Bloggern unterzubringen. Die Blogosphäre wird schon einiges an Selbstheilungskräften aufbringen müssen, um dieses Problem, dem selbst Google nicht richtig Herr wird, in den Griff zu bekommen. Ich bin da allerdings weniger skeptisch. Qualität setzt sich durch. Spätestens dann, wenn Google einen Weg findet, den Pagerank der betroffenen Seiten in diesem ewig währenden Katz-und-Maus-Spiel mit den „Suchmaschinen-Optimieren“ (ein schöner Contradictio in Adiecto) herabzustufen. Den Rest erledigt vermutlich der „politisch korrekte Blogger-Mob“. Gut so! P.S.: Die Werbung im Originalbeitrag von Meedia.de habe ich mal dringelassen – sie stammt von einem meiner Kunden;-)
Update: Frank Patalong beleuchtet bei Spiegel Online den Vorfall und interviewt Christoph Berger, den Geschäftsführer von Onlinekosten.de (Betreiber des Basic Thinking Blogs), die das Ganze offenbar initiiert haben.
Update 2: Nachdem nun auch Robert Basic mit den Käufern seines ehemaligen Blogs basicthinking.de abgerechnet hat, steigen nun die vermeintlichen Auftraggeber in die Bütt. So hat HRS heute verlauten lassen, dass man eine derartige Dienstleistung nicht beauftragt habe und auch nicht gewillt sei, diese zu bezahlen. Ich persönlich befürworte das. Denn letztlich muss der eigentliche Auftraggeber beurteilen, wie weit seine Deinstleister in einem solchen Fall gehen dürfen. Nur sollte er das vorher tun, dann muss er auch nachher nicht rumjammern. Zweifelsohne is bein der Wahl des SEO-Anbieters nicht immer leicht aus der Grauzone, diejenigen rauszupicken, die eine weiße Weste haben und kein schwarzes Schaf sind. Zertifikate hin und her. Gewissheit gibt hier nur die mehr oder weniger aufwändige Prüfung. An dieser Stelle sei einfach mal Seitwert in seiner kommerziellen Fassung empfohlen. Zur unabhängigen Prüfung der verschiedenen Aktivitäten ist das ein ganz probates Mittel. Und wenn es so etwas wie ein unabhängiges Urteil hierzu gibt, dann dürfte dass die Stimmungsmache gegen Seitwert an der SEO-Front sein;-) – Disclaimer: Seitwert zählt zu meinen Kunden (der Link ist trotzdem nicht gekauft;-).
Update 3: Wie eine Schnellrecherche ergab, ist HRS seit Dezember auf der Suche nach SEO-Spezialisten, die das ganze Thema offenbar intern betreuen sollen. Zumindest aber die SEO-Dienstleister stärker an die Kette legen solle (-> Jobbeschreibung)
Bleibt nur zu hoffen, dass diese nicht schon längst eingestellt sind. Das würde ein ganz anderes Licht auf die heutige Ankündigung werfen.
Google-Rankings offenbar in großem Stil manipuliert
Schleichwerbesumpf in der Blogger-Szene?
Die deutsche Blogger-Szene steuert auf ein Image-Problem zu: Dutzende Unterlagen beweisen angeblich, dass seit Monaten rund hundert Blogs systematisch Schleichwerbung betrieben. Das behauptet Profi-Blogger Sascha Pallenberg. Als Drahtzieher hinter dem Schleichwerbenetzwerk sieht er eine deutsche Internetfirma. Sie habe ihren Kunden, großen Konzernen, versprochen, sie unter die Top-Suchergebnisse bei Google zu bringen. Beträge im hohen sechsstelligen Bereich seien geflossen.
via meedia.de