6. Dezember 2010

Warum Print manchmal nicht mal mehr von gestern ist…

Dass gedruckte Tageszeitungen nicht nur „gestrig“ sind, sondern auch mit Qualität mittlerweile in vielen Fällen nicht mehr viel zu tun haben, zeigt das aktuelle Beispiel der „Österreich“ mehr als eindrucksvoll.

Ich widerstehe kurz der spontanen Idee, angesichts der Überschrift der gestrigen „Österreich“ darüber zu sinnieren, ob Robbie Williams seinen ausgefallenen „Wetten, dass…?“-Auftritt vielleicht in der Uniklinik Düsseldorf nachholen sollte, um ein gutes Werk zu tun. Denn dazu ist die Lage in jeder Hinsicht zu Ernst.

Dem Internet wird bisweilen vorgeworfen, nicht immer sauber zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Nicht immer, so die Kritik, sei sofort klar ersichtlich, aus welchen Quellen Inhalte und Nachrichten stammen und inwieweit man ihnen trauen darf. Ein gewichtiges Argument pro „traditionellem“ Journalismus – aus Journalisten- und vor allem Verlegerperspektive zumindest. Ein aktuelles Beispiel, das der Politblogger nach dem Abbruch der Unterhaltungsshow „Wetten, dass…?“ präsentiert, macht jedoch deutlich, wie es selbst in größeren Redaktionen mittlerweile um die Seriösität bestellt ist. Da wird über eine Sendung geschrieben, die gar nicht stattgefunden hat. Ja noch schlimmer: Es wird sogar über die Qualität und Dramaturgie einer Sendung befunden.

Nun dürfen Mutmaßungen angestellt werden, wie es zu einer solchen Fehlleistung kommen konnte: Unbesetzte Redaktionen am Samstagabend? Zu knauserig für Freelancer, die auch am Wochenende schnell liefern statt sich auf Einladung bei irgendwelchen Promi-Events vollaufen zu lassen? Vorgeschriebene Kritiken, bei denen nur noch Namen und Anlass ausgetauscht werden? Oder schlicht die Unvereinbarkeit von Produktionszeiträumen mit dem Samstagabendprogramm? Wie auch immer: Wer noch eines Belegs bedurft hat, warum Print gestrig ist, Papier geduldig und nichts älter als die Nachricht der Zeitung von heute, darf dieses Beispiel künftig auch gern für sein Plädoyer für Echtzeitmedien, Qualitätsjournalismus und die Lehrplanergänzung um das Fach Medienkompetenz nutzen.

P.S.: Über den mangelhaften Umgang mit dem Vorfall bei einigen Online-Medien hat sich bereits Thomas Knüwer ausgelassen. Dem ist nichts hinzuzufügen.

P.P.S.: Es entspricht ganz offensichtlich der desaströsen Fehlerkultur der Printlandschaft sich auf den eigenen Seiten nicht zu dem fehlerhaften Abdruck zu äußern. Trotz kurzer Recherche konnte ich auf den Web-Seiten der „Österreich“ jedenfalls keinen Hinweis oder gar eine Entschuldigung finden.

Posted via email from christophsalzig’s posterous

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