30. November 2010

Garage Brands – von Romantik keine Spur

Eine Nachbetrachtung zur ADC Creative Summit2 „Garage Brands“ am 26. November 2010 in Düsseldorf.
Sprecher unter anderem (vlnr.): Stefan Scheer, Chris Krämer (Cultured Code), Claire Sambrook, John McFaul (McFaul Studio), Greg Saul, Kai Röffen

Sprecher unter anderem (vlnr.): Stefan Scheer, Chris Krämer (Cultured Code), Claire Sambrook, John McFaul (McFaul Studio), Greg Saul, Kai Röffen

Just do it! Geh‘ hinaus und make your brand! Der ADC Creative Summit2 „Garage Brands“ am 26. November in Düsseldorf hatte so erfrischend wenig mit „New Economy Marketing-Blabla“ gemein, wie der Aufbau einer Marke mit „Malen nach Zahlen“.

„Strategien und Cases, die als Leitbild für innovative Prozesse in Unternehmen dienen“, war der Anspruch der Veranstalter. Dabei ist es Stefan Scheer und Kai Röffen gelungen, Protagonisten zu präsentieren, die jeder vorstellbaren Art von kreativer Romantik im Zusammenhang mit Garage Brands den Boden entzogen.

Die Community als Grundstein zum Markenaufbau

Claire Sambrook von der Uni Portsmouth (GB) gehörte dabei neben Kellee Santiago (Game “Flower”, PS3) und Jürgen Alker (alkr) zu denjenigen, die ihre Cases mit „Botschaften“ unterfüttert hatten. Ihr im Frühjahr 2010 initiiertes künstlerisches Projekt, ihre Garage Brand „Love Your Bike“ hat zwar mittlerweile global Wellen (bis nach Indien) geschlagen, allerdings lagen die Ursachen des Erfolges nicht in Marketingstrategien, CI-Handbüchern oder Artwork-Konzepten. Die dafür notwendige Kreativität beruhte auf persönlichen Erfahrungen und einem scheinbar einfachen Grundsatz:

Kreativität beinhaltet die Kreativität, andere Menschen mit den Zielen der eigenen Marke anzusprechen und sie dabei so in die Kommunikation einzubeziehen, dass sie als Kommunikatoren ihre Eigenständigkeit und damit Glaubwürdigkeit bewahren.

Bei „Love Your Bike“ fehlte zwar der Anspruch der Monetarisierung. Doch der Aufbau einer Community als Grundstein zum Aufbau und Erhalt einer Marke fand sich in fast allen Cases des Tages wieder – unabhängig von Produkten oder Zielgruppen.

Warum wir das machen…

So groß die Unterschiede der gezeigten Marken und ihrer Produkte dabei auch waren, am Anfang der Produkt-Entwicklungen steckte nicht das ‚Was wir machen‘ sondern das ‚Warum wir das machen‘. Die Grundannahme dafür ist: Der Mensch wählt weniger zwischen Produkten als zwischen verschiedenen Marken. Er kauft, weil er etwas braucht oder haben möchte. Danach aber entscheidet er sich für eine Marke – unter Umständen, weil sie ihm sagt, warum er das Produkt möchte oder braucht.

Just think about it

Jürgen Alker (alkr) begeisterte mit Tragikkomik und Tiefsinn ohne "Zeigefinger".

Jürgen Alker (alkr) begeisterte mit Tragikkomik und Tiefsinn ohne "Zeigefinger".

Mit der Romantik des kreativen Jungunternehmers hatten die Vorträge ebenso wenig zu tun, wie mit der hypothetischen Annahme, hochwertiges und komplexes Marken-Marketing könne unabhängig von der Qualität des Produktes laufen. Für Marken-Gründungswillige gilt: Engagement ist nicht das Gleiche wie Enthusiasmus! Und zusätzlich für Markenverantwortliche gilt: Eine Community wird gerne geführt, aber nicht bevormundet oder für dumm verkauft. Auch hier ist das ‚Warum‘ wichtiger als das ‚Was‘.

Hinter Garage Brands stecken vor allem harte Knochenarbeit, finanzielle Risiken, Verzicht, Geduld und mögliche Rückschläge. Speziell Jürgen Alkers trockener Humor konnte und wollte hierüber nicht hinwegtäuschen. Hinter Garage Brands stecken in der Regel aber auch glaubwürdige Macher. Das ist ihr Potenzial und entscheidet am Ende möglicherweise über den Erfolg. Wenn das die Botschaft des ADC Creative Summit2 war, dann ist sie rübergekommen – in anregender Atmosphäre begleitet von multimedialer Technik, guten Beiträgen, guter Laune und leckeren Häppchen.

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