Was ist eigentlich das Ziel der Kommunikationsbranche? Aufmerksamkeit? Reichweite? Keine Frage beides gehört dazu und ist in der Regel das Ziel unserer Aktivitäten. Ich würde noch die Aspekte relevant (Reichweite) und kontinuierlich (Aufmerksamkeit) hinzufügen. Ein kurzes Aufflackern von Botschaften in irrelevanten Umfeldern bringt demnach wenig bis nichts. Außer Ärger. Diesen habe ich gestern verspürt als ich durch Zufall davon Kenntnis bekam, dass und vor allem wie einer meiner Tweets Teil einer dieser Klicksäue wurde, die in Online-Publishingkreisen gern Bildergalerien genannt werden. Der Focus hatte zugeschlagen.
Sinn und Zweck dieser Bildergalerien ist es seit Erfindung der Online-Ableger von Verlagsprodukten, Nutzer zum Klicken zu animieren und Werbung darin zu platzieren. Damit verdienen die Verlage Geld solange ihnen nichts besseres einfällt. Oder wie es Hubert Burda sagen würde „lousy pennies“ – zurecht, denn Reichweite im Netz beinhaltet immer Rabatte. Warum? Ganz einfach, weil der Großteil der Werbung wirkungslos und irrelevant ist – manchmal unterscheidet sie sich da in Nichts vom redaktionellen Kontext, in den sie eingebettet wurde.
Irrelevant, aber lustig
Auch meinen Tweet würde ich als irrelevant bezeichnen. Ich gebe aber zu, dass ich ihn – so wie die meisten anderen in der Galerie – zumindest unterhaltsam finde. Ich gebe sogar zu, dass ich schmunzeln musste als ich ihn verfasst habe. Da das nicht so fürchterlich oft passiert, halte ich es sogar für nachvollziehbar den Tweet zu referenzieren. Dass die Twitter-Community das nicht tat, hat mich in meiner kreativen Ehre gekränkt – auch das gebe ich zu. Umso erfreuter war ich als ich abends den Newsletter der Werben & Verkaufen erhielt, in dessen Betreffzeile von einem gewissen „Horse Schlämmer“ die Rede war. In der Tat hatte die w&v Online meinen Tweet sowie einige andere, darunter Thomas Knüwer und Ralf Heimann unter dem „Hashtag des Tages“ zusammengefasst.
Da wir mit pr://ip regelmäßig für Branchenmedien schreiben, in Form von Gastbeiträgen, Interviews, Features oder Kommentaren, bin ich da gänzlich entspannt, zumal mein Twitterprofil ordnungsgemäß verlinkt war. Ich werde zwar grundsätzlich gern darauf aufmerksam gemacht, wenn mein Name irgendwo auftaucht, aber da es eine direkte Verbindung zur Quelle gab, habe ich das großzügig durchgewunken. Da ich ohnehin regelmäßig mit den Münchenern Kollegen zu tun habe, bilde ich mir ein, dass ich einen gut habe.
Dialog: Nicht erwünscht!
Anders verhielt es sich als ich gestern Abend durch Zufall (und das macht das Ganze so besonders) darauf aufmerksam wurde, dass es mein Tweet auch in die Galerie beim Focus geschafft hat. Der Focus verteilt seine redaktionellen Ergüsse gern in den sozialen Netzwerken. Automatisierung wird bei Verlagen gern groß geschrieben. Ist doch schön praktisch, wenn die neuen Artikel auch automatisch bei Twitter, Facebook, Google+ und was weiß ich, wo sonst noch rauspurzeln. Wen kümmert es, wenn da jemand kommentiert oder fragt. Dialog wird klein geschrieben. Man muss schließlich auch nicht jeden Leserbrief beantworten. Dafür habe ich volles Verständnis. Daher habe ich auch nicht ernsthaft mit einer Antwort auf meinen Tweet an FocusOnline gerechnet.
Überhaupt kein Verständnis habe ich allerdings dafür, dass solche Galerien gebaut werden, ohne die Urheber zu fragen, ob das ok ist. Die Diskussion ist nicht neu und wurde im Kontext des Tweet des Tages in der WELT kompakt schon einmal geführt. Mit dem Ergebnis, dass der Springerkonzern, der in Fragen des Urheber- und Leistungsschutzrechts ansonsten bekanntlich wenig zimperlich ist, die Direktive ausgab, dass die Twitteratis ihr Einverständnis mittels Hashtag vorab kundtun sollten. Meiner Ansicht nach, wäre es da deutlich leichter, die Twitteratis in 140 Zeichen einfach mal eben zu fragen, aber sei’s drum. Beim Focus verhält es sich nun aber wie folgt: Das Copyright der Tweets wird Twitter zugeordnet. Eine Verlinkung findet an keiner Stelle statt. Vor diesem Hintergrund möchte ich dem Burdakonzern empfehlen, dieses Verhalten doch einfach an allen Stellen konsequent durchzuhalten. Etwa in punkto Leistungsschutzrecht.
Wenn das, was auf einer Plattform veröffentlicht wird, dem gehört, wo es steht, dann würde das doch bedeuten: Wenn Google über die Google News Focus Nachrichten, die in Ermangelung des „No Follow“ Hinweises (so etwas ähnliches wie die Retweet-Erlaubnis bei öffentlichen Tweets mit dem Unterschied, dass Google die Inhalte nicht komplett übernimmt!) referenziert, dann sollte auch hier das Copyright Google zuerkannt werden. Oder einfach so wie es die Tagesschau macht, Quelle: Internet. Dann muss sich niemand mit den Details aufhalten. Anders gesagt: Das Denken solltet Ihr der Lasagne überlassen, die hat den größeren Brennwert!
Mein Tipp: Beherzigt entweder den Tipp Eures Lesers und schließt Google einfach aus. Dann könnt Ihr Euch die teure Lobbyarbeit sparen. Ausnahmsweise verlinke ich an dieser Stelle mal nicht, sondern arbeite mit einem Bild – aus Gründen. Und mit dem Einbetten von Links helfen Euch sicher gern die Kollegen der Werben & Verkaufen. Vielleicht schreibt ihr sie mal an bei Twitter….