Seit ich mich mit Online-Werbung befasse (und das sind inzwischen mehr als zehn Jahre) geistert ein sogenanntes Ursprungsversprechen herum: Online-Werbung wird irgendwann so gezielt ausgeliefert, dass sie sich ausschließlich an den Interessen des Adressaten orientiert. Mit den Problemen, die rund um das „Hype“-Thema Targeting aufgetaucht sind, hat sich die Online-Werbebranche nach meinem Empfinden schon wieder ein gutes Stück von diesem Wunschziel entfernt.
Damit meine ich gar nicht mal, die datenschutzrechtlichen Bedenken, die ich weit weniger dramatisch sehe als in der oft von Unwissenheit geprägten öffentlich-politischen Debatte. Vielmehr stößt das Targeting (und ist es noch so gut gemacht, wie etwa das Predictive Behaviorial Targeting) an ganz natürlich Grenzen. So führt die Mehrfachnutzung von PCs etwa dazu, dass Männer doch Bindenwerbung eingeblendet bekommen, nur weil ihre Frauen oder Töchter kurz vorher noch auf klassischen Frauenportalen gestöbert haben.
Neue Hoffnung (und Konkurrenz) haben die klassischen Portalvermarkter durch Facebook Ads und schon vorher durch die kontextbasierten Google AdSense erhalten. Ein Riesengeschäft, wie man unschwer an den Einnahmen der beiden Internetriesen ablesen kann. Und doch stellen wir alle verstärkt fest, dass auch hier das gezielte Aussteuern von Werbung einfach nicht rund läuft, wie Torsten Kleinz in seinem Beitrag für Hyperland feststellt.
Doch was ist die Konsequenz? Es bleibt die Wahl zwischen kostenpflichtigen Angeboten (auch Social Networks) und werbefinanzierten Plattformen, bei denen quasi mit den eigenen Daten bezahlt wird. Es bleibt die Hoffnung, dass die Bereitschaft persönliche Daten und Vorlieben Preis zu geben zu mehr Relevanz auf den Werbeflächen führt. Aber vor allem: Es bleibt – zumindest bei mir – die berechtigte Sorge, dass eine intelligente, funktionierende, kontextsensitive und an welchen Profildaten auch immer ausgerichtete Aussteuerung von Werbemitteln am Ende doch scheitert. Und zwar schlicht und ergreifend daran, dass am Ende nicht mehr das notwendige Geld für eine Ansprache verwendet wird, die den Kunden nicht für dumm verkauft oder wahlweise sterbenslangweilig ist.
Was bleibt also wirklich?
Liebe Unternehmen, steckt doch Eure Werbegelder lieber in die Entwicklung guter Produkte und Dienstleistungen sowie eine intakte Unternehmenskultur, die von Verantwortung geprägt ist. Dann braucht ihr keine Werbung, erst recht nicht auf Facebook.
P.S.: Wenn Ihr das erkannt habt, liebe Unternehmen, dann helfe ich Euch auch gerne dabei, das Ganze umzusetzen und anschließend bekannt zu machen.
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