Ganze fünf Tage hat die Reaktionszeit der Münsterschen Zeitung zu meiner Kritk in Anspruch genommen. Aus einem frustbasierten Post wurde im Laufe der Woche so etwas wie ein Lackmußtest in Sachen Online-Affinität lokaler Printmedien-Macher. Fünf Tage. Spontan stellt sich da die Frage, wie lange intern wohl darüber diskutiert wurde, wer denn nun reagieren soll. Immerhin muss spätestens am Mittwoch, als mein Blogeintrag schon auf Platz 7 bei Google stand, die Erkenntnis gegriffen haben, das Problem Ernst zu nehmen. Nun also Stefan Bergmann, seines Zeichens Chefredakteur (das war definitiv eine Fehleinschätzung, sorry Herr Bergmann!)der Lokalredation. Es ehrt mich, dass er sich persönlich an mich wendet, um sich zu entschuldigen. An meiner Entscheidung, das Abo zu kündigen ändert das allerdings nichts, zeugt es doch von mangelnder Ernsthaftigkeit, den Fehldruck einer ganzen Seite (in Sachen Wetterbericht bin ich mir immer noch nicht sicher) auszusitzen und einfach totzuschweigen. Möglicherweise ist die lange Reaktionszeit aber auch damit zu begründen, dass Herr Bergmann eine ganze Reihe persönlicher Entschuldigungsmails verfassen musste, was wiederum erklären könnte, warum die Qualität der MZ … aber lassen wir das.
Viel erstaunlicher finde ich den Hinweis, dass er zufällig auf meinen Beitrag aufmerksam geworden ist. Wie organisiert die Verlagslandschaft um Gottes Willen die Medien(und Wettbewerbs-)beobachtung? Schließlich habe ich diesen Weg ja nur in Ermangelung direkter Feedback-Möglichkeiten (abgesehen von der üblichen mailto-Funktion, von der der Leser gar nicht wissen kann, bei wem sie landet und wann es eine Rückmeldung gibt) auf der Website der MZ gewählt. Auweia, da hat die Printwelt aber noch einiges nachzuholen.
Kurze Anekdote am Rande: Vor gar nicht allzulanger Zeit hat mir ein Mitarbeiter einer ebenfalls in Münster ansässigen Tageszeitung (nicht die MZ!) eröffnet, man habe ihn bei seinem Jobbeginn in der Online-Abteilung mit einem Mailaccount ausgestattet, der auf 10 MB begrenzt war. Noch Fragen? Da passt es ins Bild, dass ich heute lesen durfte, dass Alfred Neven Dumont in Bälde eine „Messe der Zeitungswelt“ ins Leben rufen möchte. Schließlich stellten „die deutschen Zeitungen ihr Licht unter den Scheffel“ und man habe „Spektakuläres genug zu bieten“. Angesichts der Episode dieser Woche möchte ich das absolut unterstreichen, wenn auch nicht ganz im Neven Dumontschen Sinne. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass gerade der Kölner Stadt Anzeiger mit einer Reihe innovativer Ansätze aufwarten kann. Ähnliches gilt für Der Westen.de, wenngleich ich den Versuch, hier gebührensubventionierte Radioprogramme in das Portal einbinden zu wollen, lieber unkommentiert lasse.
Ich fasse zusammen: Es gibt noch viel zu tun in Sachen Online – gerade für die vielen, kleinen regionalen und lokalen Zeitungen. Für eine Leistungsschau, an der sich auch diese beteiligen könnten, ist meiner Auffassung nach der Zeitpunkt noch nicht gekommen. Daran ändert auch der Hinweis, dass Print beim Medienforum NRW zu kurz kommt, nichts ändern und vielmehr bei den Machern auf ein müdes Lächeln stoßen. Immerhin gibt es hier einen eigenen internationalen Printkongress, aber keinen eigenen Online-Kongress – der heißt dann „Konvergenz“kongress, damit man den Verlegern und TV/Radiomachern nicht weh tut. Ganz ähnlich sieht es bei den Medientagen in München aus (Printgipfel). Hier und woanders wird seit Jahren auch über die richtige Online-Strategie für Verlage schwadroniert. Interessanterwiese ist die netgenuine Szene über diesen Punkt schon länger weg und erweist sich als profitabel. Sei’s drum. Die Kölnmesse möchte natürlich auch diese Veranstaltung ausrichten (wie so viele andere in letzter Zeit), schließlich habe man ja auch die Radio Days, das Medienforum NRW (das nach neuesten Gerüchten übrigens rheinaufwärts wandern wird) und die dmex, die Messe der Online-Vermarkter, die allerdings erst 2009 stattfinden soll, vorzuweisen. Wie gesagt: Ich fürchte, für die münsterschen Lokalzeitungen kommt diese Zeitungsmesee noch zu früh. Hier sind noch viel zu viele Hausaufgaben zu erledigen. Ich empfehle bis dahin den Besuch der online-marketing-düsseldorf. Hier können sich die Online-Verantwortlichen einen perfekten Überblick über refinanzierbare Contentangebote, Vermarktungsmöglichkeiten und die große weite Welt des Webs verschaffen.