15. April 2013

Drachenbezwingerinnen

Unternehmerinnen trauen sich auf eine Reise ins Unbekannte

HIC SUNT DRACONES, genauer gesagt: HIC SUNT LEONES, so kennzeichneten mittelalterliche Kartographen die Areale auf der Karte, über die sie keine Informationen hatten. Den mysteriösen Teil der Erde, in dem unbekannte Gefahren lauerten – terra incognita.

Auch Unternehmersein bedeutet, sich ständig auf Neuland zu begeben. Ganz besonders natürlich, wenn man sich wie viele in der Digitalbranche mit der Zukunft (in Form von neuen Technologien und Geschäftsmodellen) beschäftigt. Die Reise führt in unbekannte Territorien, wo alle möglichen Drachen und Monster lauern, die es zu besiegen gilt. Das Happy End scheint alles andere als sicher.

Wenn man sich einige der aktuellen Diskussionen anschaut, erscheint diese Reise manchmal noch ein bisschen schwieriger für Frauen.

Äußere Faktoren als Karrierehindernisse für Frauen
Mädchenförderung in MINT-Fächern, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gläserne Decken und das Geschlechterverhältnis in den Chefetagen, um nur einmal die prominentesten zu nennen. Die Digitalbranche ist sicherlich eines der progressiveren Arbeitsumfelder, dennoch finden sich auf den meisten Konferenzen und Events immer noch weitaus mehr Männer als Frauen. Und auch wenn die Zahl der „Corporate Success Stories“ mit jeder Marissa Meyer und Sheryl Sandberg steigt, wagen immer noch verhältnismäßig wenige Frauen den Sprung ins richtig kalte Wasser und gründen ihr eigenes Unternehmen. Die Selbstständigenquote von Frauen war Ende 2012 halb so hoch wie die der Männer (ein Grund dafür könnte übrigens sein, dass viele Förderprogramme zur Existenzgründung zu sehr auf männliches Gründungsverhalten zugeschnitten sind, wie die Website des Projekts WomenExist, eines Online-Lernsystems für Gründerinnen, bemängelt).

Immerhin können Politiker und Geschäftswelt gleichermaßen sich heute nicht mehr leisten, die Thematik zu ignorieren. Die Debatten, die zur Schaffung besserer Voraussetzungen für Frauen notwendig sind, werden kontinuierlich geführt. Und kommen voran, selbst wenn noch nicht überall zufriedenstellende Ergebnisse erzielt wurden.

Dragon Killer - Fantasy

© Erica Guilane-Nachez – Fotolia.com

Die inneren Drachen bezwingen
Aber alle externen Maßnahmen, ob Förderung, Frauenquote, zeitliche oder finanzielle Entlastung, können nicht von der Aufgabe befreien, sich seinen inneren Drachen zu stellen. Davon hängt letztlich das Gelingen unserer Unternehmungen ab, unabhängig von Branche, Position und Ambition. Selbstzweifel und die Angst vor dem Scheitern sind nur zwei solcher Drachen, die wohl

jeder Unternehmer kennt. Und deren Überwindung fällt wiederum Frauen oft schwerer als Männern: “The terrified feeling is part of being a professional, and especially part of being a female professional” beschreibt Amanda Pouchon ihre eigenen Erfahrungen im Fortune Magazine. Frauen sind oft vorsichtiger als Männer und akribisch in der Reflektion ihrer Entscheidungen – Eigenschaften die sie zu guten Führungskräften machen, aber auch zum Hindernis werden können, wenn es darum geht, selbstbewusst die eigenen Ziele zu verfolgen (vgl. dazu auch Monika Henns Die Kunst des Aufstiegs von 2012, Rezension hier).

Es gibt also eine ganze Menge an Drachen, denen Unternehmer entgegentreten müssen. Und für viele weibliche Unternehmer sind sie signifikant größer bzw. wirken bedrohlicher. Der Weg zur Erfüllung der eigenen Karriereziele sollte trotzdem nicht unbezwingbar erscheinen. Denn man kann diese Monster vertreiben oder besiegen oder zumindest zähmen, damit sie einen nicht ständig aus dem Konzept werfen. Die gute Nachricht? Das haben schon andere geschafft! Frauen, die einem zeigen können, wie man den Viechern einen eleganten und doch effektiven Tritt verpasst. Deswegen sind Vorbilder so wichtig! In ihrem Artikel bei Forbes schreibt Stella Fayman über die Teilnehmerin eines Tech Accelerator Programms, die sich beinahe nicht einmal beworben hätte: “she wouldn’t have even applied to the program if she had not seen other women as examples that it could be done.” Laut Fayman fängt das Problem also schon damit an, dass Frauen zu wenige Unternehmerinnen wahrnehmen und dadurch diesen Weg erst gar nicht als Option für sich selbst in Betracht ziehen.

Heldinnenmythen
Wir sollten also mehr Unternehmerinnen kennen, die ihre eigenen Drachen überwunden haben. Denn aus Heldinnenmythen kann man lernen, auch wenn die eigenen Herausforderungen sich dadurch nicht von allein erledigen. Die Rolle von Vorbildern und Mentorinnen kann man daher in meinen Augen nicht hoch genug einschätzen.

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Next_220Die nächste Gelegenheit, ein paar Vorbilder zu treffen, wird in diesem Monat die NEXT Berlin bieten. Unter dem Motto Here be Dragons wird die Konferenz sich in unbekannte Territorien vorwagen und die Herausforderungen des digitalen Fortschritts beleuchten, die die Zukunft für uns vorsieht. Ein guter Ort für Heldinnen: Neelie Kroes, Marina Gorbis, Caroline Drucker, Alice Taylor, Paula Marttila, Hermione Way und Jess Erickson, um nur einige zu nennen. Infos unter www.nextberlin.eu.

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