24. November 2008

Den Mutigen gehört die Zukunft

Nun also doch: Lars Hinrichs zieht sich aus der Unternehmensführung bei Xing zurück. Recht hat er, meine ich. Mit knapp 28 Prozent Anteilen profitiert er ausreichend von seiner geleisteten Arbeit in den letzten fünf Jahren, in denen er Xing für viele Internetnutzer aus dem geschäftlichen Umfeld zum unverzichtbaren Tool hat werden lassen. Denn Xing ist weit mehr als eine „Business-Community“: Xing taugt zur Eigenvermarktung (Termine, Status, Suche oder Biete) genauso wie zum Auffinden längst verschollen geglaubter Bekannter und Freunde, zur Wissensplattform (in den richtigen Gruppen) oder schlicht als Karrierenetzwerk, an dem sich nicht wenige neue (und auch ältere) Internetplattformen aus diesem Segment die Zähne ausgebissen haben.

Lars Hinrichs ist seinen Prinzipien immer treu geblieben und vielleicht ist ja gerade das der Grund, warum er sich nun neuen Projekten zuwenden möchte. Eine Vielzahl von Organisationen und Verbänden (das weiß ich auch aus eigener Erfahrung) hat schon früh versucht, die Plattform als – möglichst kostenloses – Vehikel zu nutzen. Verramscht hat Lars Hinrichs seine Geschäftsideee dabei aber nie. Und das war gut so. Viele Plagiate haben einen anderen Weg versucht und über kostenlose Mitgliedschaften auf Reichweite statt auf Qualität gesetzt. Aber: Irgendwo muss das Geld schließlich herkommen, um neue Ideen in die Tat umsetzen und auch über die deutschen Ländergrenzen hinweg wachsen zu können. Das hat Lars Hinrichs immer im Blick gehabt – der Erfolg gibt ihm Recht. Ein durchaus schweres Erbe für Stefan Groß-Selbeck, der zuletzt vor allem vom Glanz vergangener Ebay-Tage profitiert hat und weniger durch erfolgreiche Bilanzen. Den Wechsel vom angezählten angeschlagenen deutschen Ableger der Auktionsplattform zum Social Network Xing ist auch ein wenig symbolhaft für die Zeitenwende im Internet. Zumdest darf man das hoffen. Weg von der Ramschplattform und dem Kostenlos-Image hin zur Kommunikationsplattform und zum Qualitätsangebot. Höchste Zeit, dass auch die klassischen Medien lernen, wo hier der Hase lang läuft.

Die Zeiten bleiben spannend. Ich bin mir sicher, dass wir von Lars Hinrichs noch hören werden. Startups haben auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten durchaus eine Chance, wenn das Businessmodell stimmt und die Idee überzeugt. Und genau damit wird der Hamburger Unternehmsgründer versuchen, ein weiteres Mal einen Volltreffer zu landen. Viel Erfolg dabei!

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