5. Mai 2012

Know your Rageface – (nicht nur) Internetkultur auf der #rp12

In dieser Woche dürfte unser schönes Land außerhalb der Hauptstadt völlig geekfrei gewesen sein. Die waren nämlich alle seit Mittwoch in Berlin – zur re:publica, Deutschlands größter Internetkonferenz. Wir auch. Ein kurzer Review.

In dieser Woche dürfte unser schönes Land außerhalb der Hauptstadt völlig geekfrei gewesen sein. Die waren nämlich alle seit Mittwoch in Berlin – zur re:publica, Deutschlands größter Internetkonferenz. So auch pr://ip, und zwar in voller Besetzung.

Drei Dinge, die mich beeindruckt haben:

Floating Chairs @ #rp12. Foto: Michael Zwahlen.

1. Die Floating Chairs. Die re:publica war mit über 4000 Teilnehmern (!) dieses Jahr zum ersten Mal in der STATION-Berlin. Mit den bunten Plastikstühlen zum Wegschleppen und Neuanordnen konnte man die Vorzüge des ehemaligen Bahnhofs extrem gut nutzen. Zum Beispiel zum Herumlungern und Quatschen auf dem zentralen re:publica square, dem Herzen des Geländes. Oder zum bequemen Sitzen in den zumeist überfüllten Tracks. Spannend zu beobachten, wie die Stühle durch die STATION wanderten – wo eine besonders populäre Session zuende ging, blieb ein besonders großes buntes Konglomerat zurück. Und irgendwie passte das Ganze auch zur modernen Mobilität: Die Menschen passten die Infrastruktur ihrer Umgebung ihren Bedürfnissen an, statt sich ihr unterzuordnen.

Eine feine Idee, übrigens vom raumlaborberlin.

OMG - it's a Rageface.

2. Die Session zur Kultur des Internets von Johannes Kretzschmar (@beetlebum) und Kathrin Jahns (@Kleinodyssee). Ihr Vortrag fing bei der Hackersprache Leetspeak an, nahm über Emoticons und  Cat Content seinen Lauf und hörte bei den Ragefaces auf. Im Einzelnen vielleicht keine neuen Phänomene für das Gros des Publikums – trotzdem hatte die Session einen hohen Unterhaltungswert und für mich auch neue Erkenntnisse in petto. Zum Beispiel, dass Ragefaces eher Symbolsprache als Zeichnungen sind, womit wir im Grunde wieder bei den Höhlenmalereien wären. Was wiederum gut ist, da jeder mitmachen kann und nicht bloß konsumieren „darf“. Und daraus resultierte auch meine persönliche Erkenntnis, dass ich die nichtvorhandene „Trennung zwischen Schaffenden und Rezipienten“ in der Kultur des Internets richtig und spannend finde und darin ein enormes kulturelles Potenzial sehe. Kulturverfall? Quatsch.

3. Der 3D-Drucker, der mich wirklich umgehauen hat. Gleich zwei Exemplare davon konnte man auf dem re:publica square „in action“ erleben (zumindest einer davon von den Makerbot Industries). Die Ergebnisse sehen ein bisschen aus wie Spielzeug, da sie mehrheitlich klein und filigran sind. Andererseits bestand auch der Drucker selbst in Teilen aus 3D-Drucksachen – ein Umstand, der die Funktionalität der ganzen Sache schon ziemlich anschaulich machte. Gedruckt wird übrigens mit Bio-Plastik. Und an dieser Stelle lasse ich einfach mal Bilder sprechen.

3D Pingu.

3D-Drucker in Action.

Kraken.

3D-Drucker Nummer 2.

Eine ziemlich eindrucksvolle Entwicklung. Wie auch die re:publica selbst sie gerade durchlebt. Ich war in diesem Jahr zum ersten Mal dort, das ist einerseits ein bisschen schade, da man keinen Vergleich hat und nicht mit den anderen über die „alten Zeiten“ plauschen kann. Andererseits habe ich die Konferenz dadurch unvoreingenommen als das erlebt, was sie heute ist: Nicht nur ein Großereignis und das größte Happening der „deutschen Internetszene“. Sondern ein Diskurs über grundlegende Phänomene, Chancen und Möglichkeiten unserer Gesellschaft mit ihren technologischen Gegebenheiten. Und das durchaus von Relevanz über die Grenzen Berlins – und Deutschlands – hinaus.

Ich bin sehr gespannt auf das nächste Jahr.

Share this post:
Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Discover more articles