9. November 2011

Mind The Future

Ein langes kleines Resümee zum ConventionCamp (#cch11) in Hannover. Kurzfazit: Es ist eine durch und durch empfehlenswerte Veranstaltung.

Ein langes kleines Resümee zum ConventionCamp (#cch11) in Hannover

Dieser Beitrag könnte definitiv eines der längsten Resümees werden, das ich je über eine Veranstaltung geschrieben habe. Denn gestern Abend kam es mir tatsächlich so vor, als hätte ich mindestens drei Tonnen neuen Inputs zu verarbeiten – wow. Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen…

Das Kurzfazit lautet: Es ist eine durch und durch empfehlenswerte Veranstaltung. Die Mischung aus gesetzten Programmpunkten und frei gestaltbaren Sessions à la Barcamp überzeugt und hat im Convention Center der Deutschen Messe ein denkbar passendes Zuhause gefunden. Einziger Kritikpunkt: Die Fülle des Programms und der damit verbundene Zwang zur Entscheidung für bzw. gegen bestimmte Sessions hat mich ein bisschen überfordert – ich hätte mit den Angeboten locker zwei Tage füllen können! Da sich sogar die festen Programmpunkte schon überschnitten, musste ich auf Einiges verzichten und hatte wenig Luft für die freien Sessions.

Nun aber zu dem, was ich mitnehmen konnte, und dabei haben mich vor allem zwei Dinge wirklich beeindruckt:

1) Das World Café „Menschen für die neue Welt“, bei dem es um zukünftige Mobilitäts- und Infrastrukturkonzepte ging (Stichwort Smart Mobility). Bei einem World Café, nebenbei ein Format, das ich bisher eher aus der Educamp-Szene kannte, arbeiten Menschen in wechselnden Kleingruppen an verschiedenen Fragestellungen, alle unter einem gemeinsamen Leitmotiv. Zunächst gibt es ein Brainstorming am runden Tisch. Wenn der Gong ertönt, kann man seine Kleingruppe wechseln und an einem anderen Tisch die vorhandenen Ideen weiterentwickeln. In einer dritten Phase werden – wieder in einer anderen Kleingruppe – die Konzepte konsolidiert. Jeder Tisch hat einen Moderator, notiert wird alles direkt auf der Tischdecke. Das abschließend für jeden Tisch kurz vorgestellte Ergebnis des World Cafés vereint Input und Expertise einer großen Anzahl an Teilnehmern, unter der Fragestellung strukturiert und auf den Punkt gebracht.

Diese Art, in einer größeren Gruppe effektiv zusammen zu arbeiten, war sehr beeindruckend – und hat nebenbei richtig Spaß gemacht. Ich habe darüber nachgedacht, welche Arbeitsplatzmodelle Arbeitgeber in Zukunft anbieten sollten, und über Konzepte der Unified Mobility, die vom Carsharing über öffentliche Verkehrsmittel bis zum Rent-a-bike alle Fortbewegungsformen ohne große Hemmschwellen zugänglich machen. Das Projekt geht übrigens auch noch weiter: Mehr Informationen gibt es hier. Und zum Thema World Cafés: Mehr davon!

2) Die Keynote von Frank Schätzing. Diese wird sicherlich in den meisten Berichten zum Convention Camp auftauchen – richtig so, sie hat es verdient. Ingo Stoll, Geschäftsführer von w3design (mit t3n und prdienst.de Veranstalter des ConventionCamps), hat es so ausgedrückt: Abseits von Social Media und den typischen Inhalten einer Digitalkonferenz sollte es auch mal was anderes, ausnahmslos Zukunftsgerichtetes, geben. Frank Schätzing hat in einer sehr unterhaltsamen Keynote genau das geliefert – und uns erklärt, welche Technologien, Energien und Organisationsstrukturen von heutiger Warte aus wahrscheinlich sind und welche wohl bloße Zukunftsgerüchte bleiben.

Nebenbei hat er charmant dafür plädiert, sich die Zukunft als leeren, noch zu gestaltenden Raum mal etwas positiver auszumalen als wir das üblicherweise tun. Mit unserer Fixierung auf apokalyptische und dabei – weil auf der Annahme linearer Entwicklungen basierend – ohnehin meist falsche Prognosen stehen wir uns nämlich tatsächlich selbst im Weg. Die Session hat mich unterhalten und inspiriert – was in meinen Augen eine wirklich gute Keynote auch ausmacht.

Zu guter Letzt sei auf eine Veranstaltung hingewiesen, auf die ich mich jetzt schon freue: Wie Videopunk und Elektrischer Reporter Markus Hündgen gestern enthüllt hat, wird der Deutsche Webvideopreis im nächsten Jahr noch größer, noch spannender und noch besser. Die Kategorien reichen von LOL über FYI und IMHO bis hin zu OMG, und der Relaunch soll nicht nur für eine weit reichende Aufbruchsstimmung sorgen, sondern das Webvideo in letzter Konsequenz auch auf Augenhöhe zu den Formaten der großen deutschen Fernsehpreise bringen.

Übrigens haben auch der NDR (hier) und die HAZ (u.a. hier) über das Convention Camp berichtet und – sehr zum Vergnügen der Twitter-Crowd – die „kuriose“ Idee, Teilnehmer beim Programm mitgestalten zu lassen, hervorgehoben. Ja, so wird das dann in der seit gestern etwas bunteren und konkreteren Zukunft. Zusammenarbeit auf Basis gemeinsamer Interessen = tolle Sachen. Wie überhaupt das ConventionCamp eine ziemlich tolle Sache war.

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